Sozialpädagogin Sandra Lüth


Dort, wo die Jugendlichen aus dem CJD BBW Gera gerne ihre Freizeit verbringen, arbeitet Sandra Lüth. Sie ist Sozialpädagogin im Freizeitzentrum. Hier können die Auszubildenden beispielsweise in der Cafeteria oder im Garten entspannen, eine Runde Billard spielen oder beim Diskoabend abhotten. In einem Interview für „Mein Job, dein Job“ verrät Sandra Lüth, was das Besondere an ihrem Beruf ist.

Frau Lüth, was muss ich mir unter dem Job „Sozialpädagogin im Freizeitzentrum“ vorstellen?

Als Sozialpädagogin im Freizeitzentrum bin ich zunächst einmal für die organisatorische Leitung sowie für die Räumlichkeiten zuständig. Dazu gehören ein Billardraum, eine Cafeteria mit Verkauf, ein Tischtennisraum, ein Multifunktionsraum und ein Garten. Der Hauptteil meiner Arbeit liegt allerdings in der Erstellung von verschiedenen Angeboten für alle Jugendlichen und den Betrieb der Cafeteria. So gibt es beispielsweise Kinoabende, Wellnessabende oder Veranstaltungen zu einem bestimmten Thema – zum Beispiel italienischer Abend – mit dem typischen Essen, Musik, viel Wissenswertem und einem Film. Außerdem plane und bereite ich Diskoabende vor.

Wir haben viele sogenannte Neigungsgruppen, die über die Mitarbeitenden im Internatsbereich durchgeführt werden. Meine Aufgabe besteht weiterhin darin, diverse pädagogische Projekte zu besonderen Themen zu erstellen, die Umsetzung abzusichern und bei der Durchführung mitzuwirken. Da ich dies für über 300 Jugendliche nicht alleine schaffen kann, ist die bereichsübergreifende Zusammenarbeit ein weiterer Kernpunkt meiner Arbeit. Der interdisziplinäre Austausch ist hier durch kurze Wege sehr gut umsetzbar und macht es durch die tollen Kolleg*innen auch sehr einfach.

Alles in allem habe ich einen sehr vielfältigen, kreativen und kontaktfreudigen Job. Denn man muss immer nah bei den Jugendlichen sein und ihre Interessen mit einbeziehen.

Mit welchen 5 Schlagwörtern würden Sie Ihren Job beschreiben?

abwechslungsreich, interessant, lehrreich, produktiv, unterhaltend

Wieso haben Sie sich vor 4,5 Jahren für das CJD BBW Gera entschieden?

Ich kam damals aus der teilstationären Kinder- und Jugendhilfe und der Familienhilfe und habe nach einer neuen Herausforderung gesucht. Ich bewarb mich auf eine Stelle als Rehaprozessbegleiterin. Während des Bewerbergespräches wurde mir die Frage gestellt, ob ich mir auch vorstellen könnte, an einem Projekt mitzuarbeiten. Es klang sehr interessant und so begann ich im Oktober 2015 meine Arbeit als Sozialpädagogin im Projekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier“. Dort war ich zuständig für sogenannte Mikroprojekte. Mein Arbeitsort war nicht ein Büro im BBW, sondern verschiedene Stadtteile in Gera. Dort betreute ich perspektivlose Jugendliche im Alter von 16-27 Jahren in Form verschiedener Projekte. Dies geschah in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Trägern und Institutionen, um den jungen Menschen, ganz niedrigschwellig, eine Aufgabe zu geben. Sie zu fordern und dahingehend zu bewegen, eine Ausbildung oder Arbeit (wieder) aufzunehmen. Dieses Projekt lief Ende 2018 aus. Danach wurde mir die Stelle als Sozialpädagogin im Freizeitzentrum angeboten. Da ich auch hier meiner Kreativität freien Lauf lassen darf, habe ich diese Stelle sehr gern angenommen.

Welche Eigenschaften sind wichtig für Ihre tägliche Arbeit?

Humor, Kreativität, Einfühlungsvermögen, Anpassungsfähigkeit, Aufgeschlossenheit

Wie sieht so ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?

Einen richtig typischen Arbeitstag gibt es so eigentlich nicht. Man kann es sich wie bei einem Jugendclub in der offenen Kinder- und Jugendhilfe vorstellen. Es gibt Angebote, die täglich bzw. wöchentlich stattfinden und wer kommt, der kommt. Manche haben Lust zu erzählen, andere wollen sich nur etwas aus der Cafeteria zu Essen oder Trinken holen. Es gibt Tage, da ist wahnsinnig viel Betrieb. Da kann die Schreibtischarbeit auch schon mal zu kurz kommen. An anderen Tagen steht die Planung neuer Projekte oder Themenabende auf der Agenda. Jeder Tag ist anders. Und das finde ich auch gut so. Denn so wird es nicht langweilig.

Gibt es Herausforderungen, mit denen Sie sich im Berufsalltag auseinandersetzen müssen?

Ja, denn jeder Jugendliche bringt seine eigene Geschichte und Motivation mit. Und so muss man sich auch auf jeden individuell einstellen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Aber wenn ein junger Mensch dann einmal Vertrauen gefasst haben und man merkt, wie er sich weiterentwickelt, dann ist das ein unheimlich erfüllendes Gefühl.

Haben Sie als Sozialpädagogin im Freizeitzentrum einen typischen 9-to-5-Job?

Nein, definitiv nicht. Meine Arbeitszeit beginnt mittags und endet an 3 von 4 Tagen um 22:00 Uhr. Normalerweise. Da meine Arbeitsweise an sich schon sehr flexibel ist, gestaltet sich auch meine Arbeitszeit nicht immer gleich. Es ist ein bedarfsorientierter Job. Dies bedeutet, dass sich meine Arbeitszeit nach den Bedürfnissen der Jugendlichen richtet. Da ist es auch möglich, mal für 3 Tage mit den jungen Menschen unterwegs zu sein. Oder nach einer Diskoveranstaltung am nächsten Morgen zu einem Planungstreffen zu erscheinen. Ganz flexibel eben.

Was ist für Sie das Besondere an Ihrem Beruf?

Ich darf mich kreativ entfalten und bin relativ frei in der Gestaltung von Projekten und Angeboten. Das CJD BBW Gera bietet so viele Möglichkeiten. Besonders finde ich auch, dass die jungen Menschen ganz ohne Leistungs- oder Notendruck an meinen Angeboten teilnehmen können. Das macht die Kommunikation teilweise wesentlich einfacher und man begegnet sich stets auf Augenhöhe. Außerdem ist jeder Tag so einzigartig, wie unsere Jugendlichen sind. Und dieses Unvorhergesehene, macht diesen Beruf so spannend.



05.08.2020