Voll future – CJD BBW Gera trifft Mixed Reality

28.02.2023 CJD BBW Gera « zur Übersicht

Zurück in die Zukunft? Beim CJD ist sie schon Gegenwart. In drei unserer Berufsbildungswerke wird die Verknüpfung von realer und digitaler Welt für berufliche Zwecke getestet. Dies geschieht anhand von digitalisierten Arbeitshilfen und Lerninhalten als sogenannte „Mixed Reality“.

Möglich macht das ein Projekt mit dem kryptischen Namen „EdAL MR 4.0“, an dem neben dem CJD auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) e.V. und die TU Dortmund beteiligt sind. Das Berufsbildungswerk Gera ist Teil des zukunftsweisenden Projekts.

Doch was genau passiert in diesem Projekt? Die Auszubildenden können mithilfe von Microsoft HoloLens 2.0, einer sogenannten Mixed Reality Brille (MR-Brille), Lerninhalte neu und anders erleben. Die MR-Brillen erzeugen Hologramme, die den Lernstoff anschaulicher und vor allem erfahrbarer machen. So können digitale Assistenzsysteme das Lernen und die Teilhabechancen von Menschen mit Unterstützungsbedarf enorm verbessern.

Klingt abgefahren und ist es auch irgendwie. Denn Mixed Reality in der beruflichen Bildung ist etwas Neues. Und noch etwas ist besonders an diesem Projekt: Die Auszubildenden sind in die Entwicklung und in die Erprobung der Mixed-Reality-Inhalte eingebunden. Und genau deshalb heißt es ab jetzt für vier Azubis aus dem Bereich Lager und Logistik im CJD BBW Gera: Brillen auf und ab in Richtung Zukunft!

Was sich hinter den MR-Brillen verbirgt, sorgt für Staunen und den absoluten Wow-Effekt. Farben und Formen verschwimmen mit der Realität und eine angenehme Stimme leitet die Jugendlichen durch die Aufwärmübungen. Edelsteine und Blumen werden virtuell auf einen realen Stuhl, der im Lager steht, abgelegt. Verrückt und Eindrucksvoll zugleich – denn anders als in der virtuellen Welt sieht man bei der Mixed Reality weiterhin seine Umwelt. Das Objekt, an dem oder mit dem man arbeiten möchte, wird als Hologramm erzeugt. So können beispielsweise die angehenden Lagerfachkräfte verschiedenen Abläufe Schritt für Schritt und im eigenen Tempo an einem Hochregal als Hologramm erproben.

Eine der Auszubildenden, die die HoloLens 2.0 bereits ausprobiert hat, ist Julia. Die angehende Fachpraktikerin für Lagerlogistik im 2. Ausbildungsjahr ist ganz begeistert von der neuen Art der Wissensvermittlung. „Die MR-Brille beseitigt Unklarheiten bei der Warenentnahme durch klare Anweisungen. So kann ich schneller arbeiten und weniger Fehler machen“. Außerdem schwärmt die 22-Jährige von den verschiedenen Funktionen der Brille: „Damit kann ich die Fachbegriffe und Symbole für die Arbeit im Lager lernen und die Arbeitsschritte solange üben, bis sie sitzen.“ Auch die Ausbilderinnen und Ausbilder nutzen die HoloLens 2.0. So können sie gemeinsam mit den Auszubildenden am jeweiligen Hologramm arbeiten und sie gezielt bei individuellen Fragestellungen unterstützen.

Silvio Schwarz ist Fachreferent für Projektmanagement und leitet mit viel Herzblut das Projekt im CJD. Ziel ist es, dass ab Mitte 2024 die Technik in allen drei Berufsbildungswerken des CJD eingesetzt werden kann. „Dafür ist es essenziell, dass das Konzept von 3D-Technologie noch weiter im Denken der Menschen verankert wird und die Vorteile dieser Technologie so optimal genutzt werden können.“

Aktuell arbeiten die Programmierer schon an den Inhalten zum Erlernen von Sicherheitszeichen. Zukünftig werden spezifische Inhalte für den Bereich Lagerlogistik generiert und programmiert – hier dürfen die Auszubildenden aus Gera die Technik mitentwickeln. Dabei geht es auch darum, nach Grundsätzen der gameification, verschiedene lockere Elemente in den Ausbildungsalltag einzubinden.

Im März 2023 wird dann schon der erste Testlauf des Programmes starten. Hierzu werden vor allem auch die allgemeinen Informationen der Brille, wie Sicherheitszeichen oder Brandschutzinformationen, erprobt und reflektiert. Nach dem kritischen Feedback der Jugendlichen werden die neuen, konzeptionellen Ideen den spezifischen Berufen angepasst.

Silvio Schwarz steht zu 100 Prozent hinter der neuen Dimension des Lernens, denn „dadurch werden gemeinsam Barrieren abgebaut und die digitale Teilhabe der Menschen mit Behinderungserfahrungen gefördert“. Der Blick in die Zukunft wird damit schon jetzt ein bisschen zur Realität.

Hintergrund:

EdAL MR 4.0 steht für „Entwicklung und Erprobung digitalisierter Arbeitshilfen und Lerneinheiten auf Mixed Reality Basis in der beruflichen Reha-Ausbildung zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt 4.0“. Ziel ist es, das Lernen und die Teilhabechancen von jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf durch den Einsatz von digitalen Assistenzsystemen zu verbessern. 

Projektpartner sind die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) und das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland e.V. (CJD). Der Lehrstuhl Rehabilitationstechnologie der TU Dortmund übernimmt die wissenschaftliche Begleitforschung. Das Projekt wird aus Mitteln des Ausgleichsfonds vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.

Das Projekt läuft noch bis Ende Januar 2025. Die Ergebnisse des Verbundprojektes stehen dann bundesweit auch anderen Leistungserbringenden der Beruflichen Rehabilitation zur Verfügung. Finanziert wird es aus Fördermitteln des „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.