„Unser Herz schlägt bunt“ – Fachgruppe „Regenbogenherz“ stellt sich vor

04.08.2022 CJD BBW Gera « zur Übersicht

Ende 2021 wurde im CJD BBW Gera die Facharbeitsgruppe „Regenbogenherz“ gegründet, die sich mit queeren Themen beschäftigt. Was genau dahinter steckt, erfahrt ihr im Interview mit Susann Bohn. Sie ist eins von 10 Mitgliedern und verrät, wie die Gruppe die BBW-Welt bunter und offener gestalten will und welche Herausforderungen das mit sich bringt.

Frau Bohn, im CJD BBW Gera gibt es die Facharbeitsgruppe, die sich „Regenbogenherz“ nennt. Was verbirgt sich hinter diesem Namen?

Wir haben lange über einen passenden Namen für unsere Gruppe nachgedacht, die sich mit queeren Themen beschäftigen will. Der Regenbogen ist das klassische Erkennungszeichen der queeren Community und steht für bunte Vielfalt in der Liebe und der Geschlechtsidentität.

Das Herz bringt unsere Toleranz und Sympathie zum Ausdruck. Außerdem ist es einfach ein schönes Logo und Erkennungszeichen für unsere Gruppe und Arbeit zum Thema.

Aus welcher Motivation heraus, wurde die Fachgruppe gegründet?

Nachdem im vergangenen Jahr im CJD BBW Gera die Regenbogenflagge als erstes Zeichen unserer Offenheit zu den Themen Vielfalt in sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität gehisst wurde, haben sich Ende des Jahres einige Mitarbeitende zusammengeschlossen, um diesen symbolischen Akt mit Fassbarem zu unterlegen. Wir wollen den Teilnehmenden und auch Kolleg*innen bei Fragen und Problemen als kompetente Ansprechpersonen zur Seite stehen bei Themen wie zum Beispiel Transgeschlechtlichkeit. Hier gibt es bisher wenig Beratungsangebote in unserer Region. 

Was für Ziele hat sich die Gruppe „Regenbogenherz“ gesetzt?

Ziel der Arbeit der Facharbeitsgruppe ist es, das Kompetenzspektrum des CJD BBW Gera um queere Themen zu erweitern, um Teilnehmenden und Mitarbeitenden Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten in diesem Bereich anzubieten. Die Sichtbarkeit von Diversität in sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt im Berufsbildungswerk zu steigern heißt, Hindernisse abzubauen und unser aller (Arbeits-)Alltag zu erleichtern. Denn wer sich gesehen und in seiner Individualität wertgeschätzt fühlt, der hat einen Kampf weniger zu führen und mehr Ressourcen, um sich auf Lernen und die persönliche Entwicklung zu konzentrieren. Daher werden wir gemeinsam unsere BBW-Welt bunter und offener gestalten und zeigen, dass unser Herz bunt schlägt.

Was sind denn zum Beispiel queere Themen, die die Jugendlichen interessieren? Und wie werden die Themen in konkrete Angebote umgesetzt?

Ein ganz großes Thema ist natürlich das Coming-out, sei es vor Teilnehmenden, Mitarbeitenden oder Eltern. Hier gibt es viel Unsicherheit, Hemmungen und Unterstützungsbedarf, um diesen schwierigen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Bei der Planung künftiger Angebote und sichtbarer Akzente stehen wir noch am Anfang.

Unsere erste Aktion war die öffentliche Präsentation mit unserem bunten Regenbogenherz-Stand zum Tag der offenen Tür im CJD BBW Gera. Die nächsten Ziele sind die Einrichtung einer Gruppe für die Teilnehmenden mit der Möglichkeit zur Beratung und zum Austausch sowie ein buntes Brett mit Informationen zu Ansprechpersonen, Veranstaltungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Für die Zukunft planen wir zudem eigene Veranstaltungen, wie Filmabende, Lesungen oder Ausstellungen zu queeren Themen im Berufsbildungswerk. 

Gibt es Herausforderungen mit denen Sie sich als Fachgruppe auseinandersetzen müssen?

Wir sind uns bewusst, dass queere Themen polarisieren und noch nicht die Toleranz genießen, die sie verdienen. Eine Herausforderung wird also sein, dass wir auch die Personen erreichen, die bisher kein Interesse oder Vorbehalte bezüglich nicht heteronormativen und nicht binären Lebensweisen haben. 

Sind queere Jugendliche selbstverständlich im CJD BBW Gera? Und vor allem sind sie hier frei von Diskriminierungen? 

Mein Eindruck aus den Gesprächen mit betroffenen Teilnehmenden ist, dass im CJD BBW Gera überwiegend ein tolerantes Klima gegenüber jeglichem „Anders Sein“ herrscht. Das liegt vielleicht daran, dass jeder unserer Teilnehmenden in irgendeinem Bereich eine Besonderheit oder Beeinträchtigung hat und somit aus eigener Erfahrung weiß, wie schlimm sich Ausgrenzung und Abwertung anfühlen können. Dennoch gibt es leider auch bei uns Vorfälle von Diskriminierung, bei denen sich Teilnehmende ausgegrenzt fühlen oder beleidigt werden.  

Wie gehen Sie als Fachgruppe mit Diskriminierungen um?

Bisher wurden keine konkreten Fälle an uns als Fachgruppe herangetragen, dafür sind wir noch nicht etabliert genug. Aber zukünftig werden wir als Ansprechpersonen versuchen, zu sensibilisieren, zu schulen und somit die Handlungssicherheit im Umgang mit Diskriminierung zu stärken.

Was wünschen Sie sich als Fachgruppe vom CJD im Hinblick auf das Thema?

Wir wünschen uns, dass queere Themen sichtbarer und präsenter werden, Unsicherheiten, Vorurteile und Hemmschwellen verschwinden und so mit der Zeit zu Normalität werden.